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Das letzte und zugleich geheimnisvollste Buch der Bibel ist die Offenbarung des Johannes. Am Anfang des Buches ist zu lesen, wie der Verfasser der Offenbarung in den Himmel erhoben wird, um Visionen vom Ende aller Zeiten zu empfangen. Dabei wird gleich anfangs eine Vision des Himmels und der Gegenwart Gottes beschrieben. Unter anderem ist dort die Rede von vier geheimnisvollen Wesen: „Und das erste lebendige Wesen war gleich einem Löwen und das zweite lebendige Wesen gleich einem jungen Stier, und das dritte lebendige Wesen hatte das Angesicht wie das eines Menschen, und das vierte lebendige Wesen war gleich einem fliegenden Adler(siehe Offenbarung 4, 7, nach Elberfelder).

Diese Beschreibung passt auf eine bereits in sumerischer Zeit bekannte Schutzgottheit, den so genannten Lama, der später in akkadisch-babylonischer Zeit als Lamassu bezeichnet wurde. Das Stilmittel der Aufzählung („… das erste lebendige Wesen, das zweite lebendige Wesen, usw.“), kann in der hebräischen Sprache durchaus auf ein und dasselbe Wesen hindeuten. Hier ein Bild eines Lamassu:


 

 

 

 

 

Lamassuwesen

 

Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Unschwer lassen sich bei dieser Schutzgottheit die Komponenten eines Stierrumpfes, eines Menschenantlitzes, von Adlerflügeln und zumindest einer Andeutung einer Löwenmähne erkennen. Betrachtet man die Krone des Wesens genauer, sieht man auch, dass diese - vgl. Offenbarung 4, 8 - mit Augen übersät ist.

In der Offenbarung des Johannes findet ein weiteres Wesen Erwähnung: 

 

Und der fünfte Engel blies seine Posaune; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm wurde der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben. Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf, und es stieg Rauch empor aus dem Brunnen wie der Rauch eines großen Ofens, und es wurden verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens. Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen wurde Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben. Und es wurde ihnen gesagt, sie sollten nicht Schaden tun dem Gras auf Erden noch allem Grünen noch irgendeinem Baum, sondern allein den Menschen, die nicht das Siegel Gottes haben an ihren Stirnen. Und ihnen wurde Macht gegeben, nicht dass sie sie töteten, sondern dass die Menschen Qualen leiden sollten fünf Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual von einem Skorpion, wenn er einen Menschen sticht. Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden, sie werden begehren zu sterben und der Tod wird von ihnen fliehen. Und die Heuschrecken sahen aus wie Rosse, die zum Krieg gerüstet sind, und auf ihren Köpfen war etwas wie goldene Kronen, und ihr Antlitz glich der Menschen Antlitz; und sie hatten Haar wie Frauenhaar, und ihre Zähne waren wie die Zähne von Löwen; und sie hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel war wie das Rasseln der Wagen vieler Rosse, die in den Krieg laufen, und hatten Schwänze wie Skorpione und Stacheln, und in ihren Schwänzen lag ihre Kraft, Schaden zu tun den Menschen fünf Monate lang; sie hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds; sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon. (Offenbarung 9, 1-11, nach Elberfelder)

Diese Beschreibung passt sehr gut zu einer Gruppe mesopotamischer Dämonen, welche in der babylonischen Version des Gilgameschepos als Girtablilu bekannt waren. Dort wird beschrieben, dass sie den Eingang der Unterwelt bewachen, was eine Parallele zu der biblischen Beschreibung ist, dass die Heuschrecken den Engel des Abgrunds (d. h. Der Unterwelt) als König über sich haben (Offenb. 9, 1). Weitere Parallelen (vgl. die Abbildung):

  • Die Wesen werden in der Bibel wie auch in der mesopotamischen Mythologie (das heißt im Gilgameschepos und dem Enuma-Elisch-Epos) mit Skorpionen verglichen (auch wenn sie in der Bibel zunächst dem Aussehen nach als Heuschrecken beschrieben werden, welche aber stechen wie Skorpione) (Offenb. 9, 3 und 9, 10).

  • Sowohl die durch die zitierte Bibelstelle beschriebenen Wesen als auch die Girtablilu-Wesen haben menschliche Gesichter (Offenb. 9, 7).

  • Das Haar der Wesen ähnelt Frauenhaar, so wie es den Wesen der Johannesoffenbarung zugeschrieben wird (Offenb. 9, 8).

  • An den Girtablilu-Wesen lassen sich – so wie es auch der Beschreibung der Wesen der Johannesoffenbarung zu entnehmen ist – Flügel und Brustpanzer erkennen (Offenb. 9, 7).

  • Sowohl die Wesen der Offenbarung des Johannes wie auch die Girtablilu-Wesen sind mit Schwänzen ausgestattet, die denjenigen von Skorpionen ähneln (Offenb. 9, 10).

 


 

 

  Zwei Girtabliluwesen

 

Quelle: Wikipedia, Lizenz: gemeinfrei

Bildinformationen: Gezeichnet von Faucher-Gudin ca. 1900, nach einem assyrischen Intaglio - Geschichte von Ägypten, Chaldäa, Syrien, Babylonien und Assyrien, Band III.